Schluss mit Stau an der Langstrasse?

Dezember 2008: «Die Langstrasse wird tagsüber gesperrt» – knapp 10 Jahre sind vergangen, seit die NZZ die Umsetzungsphase eines Gemeinderat-Entscheids ankündigt. Es geht um die Verkehrsregelung an der Langstrasse, die Mehrheit des Gemeinderats hatte sich im Jahr zuvor für eine Sperrung tagsüber ausgesprochen und im Dezember 2008 ging es nun darum, die Details der Umsetzung zu klären.

Mitte September 2018: Das Thema ist wieder aktuell, denn die angekündigte Umsetzungsphase ist letztlich nie angebrochen. «Stadt Zürich will Langstrasse tagsüber für Autos und Motorräder sperren» titelt die NZZ erneut. «Jetzt aber wirklich» wäre ein guter Zusatz zur Überschrift, denn ausser Verzögerungen hat sich im Projekt bisher nichts ergeben. Ausser einigen kleineren Anpassungen wie die Verkürzung des Tages-Fahrverbots bis 22.00 Uhr statt bis 0.30 Uhr, geht es auch 2018 um die selbe Grundidee: Durch die Verminderung des PKW-Verkehrs soll die Qualität des Viertels verbessert werden. Busse, Taxis und Velos sind zwar weiterhin erlaubt, aber die Autokolonne, die zu Stosszeiten die ganze Langstrasse blockiert, könnte bald der Vergangenheit angehören.

Einwände damals und heute
Von den Befürchtungen, es könnte eine Verödung des Viertels nach sich ziehen, ist nun – 10 Jahre später – nicht mehr die Rede. Kein Wunder, wenn man die Veränderungen des Viertels bedenkt, die zur Folge haben, dass die Strassen tags wie nachts von verschiedensten Gruppen gefüllt sind. 2008 war noch von einem Mangel von sozialer Kontrolle die Rede, wenn der Durchgangsverkehr ausbleiben würde. Heute kaum vorstellbar, inzwischen gehört der zwielichtige Charakter der Langstrasse weitestgehend in eine andere Phase ihrer Entwicklung.

Zum Glück – denn sich mitten im Viertel tagsüber unsicher fühlen, kann kaum im Interesse einer Stadt sein. Doch es gibt auch besorgte Stimmen, die das Langstrassen-Quartier in einem allzu schnellen Wandel sehen. Zu brav, zu leise, zu angepasst und zu teuer – nicht immer sind Veränderungen von allen erwünscht. Doch wenn das Viertel auf etwas verzichten kann, dann sind es die täglichen Auto-Kolonnen, die es zu Stosszeiten unmöglich machen, die Strasse überhaupt noch zu nutzen. Hoffen wir also, dass die Umsetzungsphase nicht weitere 10 Jahre auf sich warten lässt.