Eines Freitags klingelte das Telefon im Büro der Immobilienkultur. Eine Journalistin bat um Auskunft zum Tellhof. Was die Pläne zum bevorstehenden Umbau seien, wie es zur temporären Nutzung der Zwinglistrasse 18 im September als Pop-Up Restaurant-Haus gekommen wäre und was mit den Mietern der Wohnungen passiert sei.
Ein nettes Gespräch. Bis die Fragen einen schärferen Ton annahmen, von Spekulation die Rede war und Vorwürfe wie Kündigung auf Vorrat im Raum standen. Man hatte sich gut vorbereitet, bereits mit Nachbarn vom Tellhof und ehemaligen Mietern gesprochen und ging investigativ vor.
Herausgekommen ist wenige Tage später ein Artikel in der Novemberausgabe des Magazins des Mieterverbandes M&W.
Auf Seite acht dreht sich alles um das Projekt Tellhof – eigentlich eine Freude für alle Beteiligten, denn ein öffentliches Interesse war ja unser Anliegen im langen Vorbereitungsprozess des Umbaus.
Doch der Ton der Artikels bestätigte die Befürchtungen, die nach den Beschuldigungen am Telefon zurückgeblieben waren: man hatte ein klares, negatives Bild vom Umbau am Tellhof und investigierte genau in diese Richtung.
Alles nur Fassade
Kernaussage des Textes: Unsere Bemühungen um den Tellhof und das Viertel machen sich nach Aussen gut, aber die Mieter werden trotzdem schlecht behandelt und ziehen (wie überall in Zürich) den Kürzeren.
Vordergründig macht die Tellhof AG also vieles richtig. Hinter der Fassade sieht’s weniger prächtig aus.
Der Artikel geht auf das Engagement Liegenschaften an Genossenschaften zu vermitteln ein, nennt den Tellhof-Blog hier als Beleg für einen bewussten Umgang mit der Thematik. Doch auf der anderen Seite gäbe es Kündigungen und Wiedervermietungen zu höheren Mietzinsen, was eben den weniger prächtigen Teil hinter der Fassade ausmacht.
Und hier liegt der Knackpunkt, der uns seit dem Erscheinen des Artikels keine Ruhe lässt: Man kann die Fakten des Artikels von verschiedenen Seiten betrachten und eine steht besonders im Vordergrund: Immobilienkultur will Geld scheffeln und vom attraktiven Quartier profitieren. Eine Geschichte wie es viele Liegenschaften im Kreis 4 betrifft.
Und eine wahre Geschichte, wie jeder weiss, der sich mit der Entwicklung des Quartiers der letzten Jahre auseinander setzt. Oder der auch nur mit offenen Augen durch die Strassen läuft und all die renovierten Gebäude sieht. Manche besser, manche schlechter.
Die Krux des Kreis 4
Dass es an dieser Entwicklung viel auszusetzen gibt, finden wir eben auch. Genau deshalb haben wir das Projekt am Tellhof gestartet und investieren viel Zeit, Gedanken und Planung. Dann auf die Seite der lieblosen Investoren gestellt zu werden, ist einfach ein Missverständnis.
Um eines vorwegzunehmen, was bei der Gentrifizierungs-Diskussion eigentlich Grundlage sein sollte: Häuser haben eine gewisse Lebensdauer und müssen trotz ständiger Instandstellungsarbeiten irgendwann kernsaniert werden. Grundlegende Installationen, Strom-, Gas- und Wasserleitungen modernisiert, sodass auch in einem über hundert Jahre alten Haus sicher zu wohnen ist.
Warum trifft ein Projekt wie der Tellhof, das explizit ein schönes Wohnangebot zu zahlbaren Preisen umsetzt, dann auf so ein Echo? Warum wird Veränderung per se negativ gedeutet? Oder genauer: Wieso sind bei einer Veränderung die Rollen von gut und böse automatisch verteilt? So auch im Artikel:
Leer gingen dabei die Bewohner aus. Sie hatten versucht, gemeinsam das Wohnhaus zu kaufen. Leer ging auch die Wogeno aus, die ebenfalls am Kauf interessiert
war.
Die Erbgemeinschaft hatte sich bewusst für uns entschieden. Dass dieser Entscheidung viele persönliche Gespräche vorausgegangen waren, in denen unsere Idee von Leuten, die in den Häusern aufgewachsen sind, kritisch geprüft wurde, liest niemand. Dass eine Immobilienfirma mit nunmehr 10-jähriger Erfahrung einen Umbau zu stemmen weiss, wird ausgeklammert. Dass nicht alle Firmen im Immobilienbereich gleich sind, übergangen.
Zwei Seiten einer Tatsache
Transparenz ist uns wichtig, vor allem nach einem Artikel, der dem Projekt einen anderweitigen Charakter nachsagt. Hier also ein paar Zusatzinfos:
An der Zwinglistrasse 18 wird in jeder der vier ehemaligen Wohnungen aufgetischt. (…) Diese gastronomische Zwischennutzung, so genannte Pop-up-Restaurants, hiess
«Vier&eins». Was die Gäste nicht wissen: Zwei Jahre zuvor erhielten die teils langjährigen Mietenden die Küdigung.
Korrekt. Statt die Mietverträge kurzfristig doch noch zu verlängern, haben wir uns für ein Experiment entschieden. Da das Konzept des Tellhofs auch ein gastronomisches Angebot vorsieht, haben wir zeitlich begrenzt die Möglichkeiten des Hofs getestet: Können Restaurantbesucher draussen sitzen oder sich aufhalten, ohne dass die Bewohner darunter leiden? Wird ein gastronomisches Angebot in der Gegend überhaupt noch beachtet? Würde es laufen?
Und weiter heisst es:
Zwei Jahre zuvor erhielten die teils langjährigen Mietenden die Kündigung. Begründung: Es werde umfassend saniert. Aber für dieses Haus gibt es bis heute noch nicht einmal ein Umbaugesuch.
Korrekt.Der ursprüngliche Plan am Tellhof war eine gleichzeitige Sanierung der Tellstrasse 20 und Zwinglistrasse 18, um die Einrichtung der Baustelle, den Lärm und die Planung nur einmal leisten zu müssen. Die finanzielle Belastung war letztendlich jedoch zu gross und der Tellstrasse wurde Vorrang gegeben. Die Wohnungen wurden mindestens für die nächsten zwei Jahre wiedervermietet, wie der Artikel richtig feststellt. Dabei gelten die gleichen Konditionen wie vorher.
Sicher werden am Ende des Projekts nicht alle Schritte von der Öffentlichkeit gutgeheissen werden, dessen sind wir uns bewusst. Allerdings wäre es für das Quartier wünschenswert, wenn sich Meinungen auf einer gut informierten Basis bilden. Auch dazu möchten wir weiterhin mit dem Einblick in die Projektentwicklung beitragen.
Denn vordergründig macht die Tellhof AG vieles richtig. Und auch hinter der Fassade.