Das Lagerhaus wird grün

Als wir uns  zuletzt mit dem Begriff des Aussenraums auseinandergesetzt haben, hat das vor allem Fragezeichen zurückgelassen: Was ist der Aussenraum eigentlich? Er ist schwer greifbar und noch schwerer definierbar. Nicht drinnen, nicht geschützt von Wänden, Dächern oder Umzäunungen – aber eben auch nicht Natur oder das «Draussen». Doch wir haben ihn durch die Erfahrungen der letzten Jahre – in denen sein Platz und der Abstand plötzlich mehr Sicherheit bot als die Innenräume – neu schätzen gelernt. Heute fügen wir noch ein weiteres Fragezeichen hinzu: Wie gestaltet man etwas, von dem man gar keinen konkreten Begriff hat? Wie gestaltet man den Aussenraum?

Unser Antwortversuch ist ein Projekt: Die Begrünung der LAGERHAUS-Fassade war von Anfang an unsere Absicht. Seit Winter 2019 betreuen wir die Umnutzung des ehemaligen Pflegeheims mitten im Zürcher Kreis 4. Vor dem grossangelegten Umbau 2026, schaffen wir einen Ort, an dem Wohnen und Arbeiten frisch und unkompliziert verbunden sind. Wie in einem Experiment mit offenem Ausgang formt jedes Projekt, jede Mieterschaft und jede Zwischennutzung das Bild mit, wie eine zeitgemässe städtische Gemeinschaft aussehen kann.

Die Waschbetonfassade des LAGERHAUSes ist ein Zeitzeuge der 1980er Jahre – und schreit geradezu nach einer Umgestaltung. Sie ist der erste Eindruck, den man vom Gebäude bekommt und unmittelbarer Teil des Aussenraums des Quartiers. Ende März spannten wir Drahtseile und Netze, an denen den Sommer über die Pflanzen eine neue Fassadenverkleidung bilden. Eine, die sich stetig verändert, denn je nach Jahres- und Blütezeit entsteht ein sich wandelndes Bild. Ob der Plan wirklich aufgeht, ist – ganz im Experimentcharakter des ganzen LAGERHAUSes – noch offen. Die exponierte Lage ist eine Herausforderung, im Sommer gibt es viel Sonne, doch wenn es windet, ist der Durchzug durch die hohen Bauten an der Europaallee enorm. 

Wie gestaltet man etwas, das so unkonkret ist, wie der Aussenraum? Vielleicht mit einem Experiment, das in eine sinnvolle Richtung geht. Eine neue Materialisierung der Fassade hätte für die begrenzte Zeit bis zum Umbau keinen Sinn gehabt. Und Pflanzen leisten einen wichtigen Beitrag für ein ökologische Gleichgewicht im urbanen Raum. Bei der Stadt Zürich gibt es inzwischen eine eigene Förderstelle für Fassadenbegrünung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Biodiversität in der Stadt zu fördern und einen Beitrag zur Hitzeminderung zu leisten. Auch die Vertikalbepflanzung am LAGERHAUS ist in Zusammenarbeit mit Grün Stadt Zürichentstanden und wurde von Kraut + Quer mit dem dynamischen Bepflanzungskonzept umgesetzt. Die so entstehende Fassade wird so wandelbar, wie die Gegend selbst und ganz vielleicht wächst sie zu einem markanten Akzent im Aussenraum des Kreis 4.